Höxter (TKu). Für großes Aufsehen sorgte am Sonntagabend der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ auf seinem Weg von Hameln in Richtung Höxter. Nach mehr als 50 Jahren ist der „Kaiser“ wieder zurück auf der Weser. Beim Halt auf seiner Route in Bodenwerder soll der Raddampfer am Sonntagabend bereits mit 40-minütiger Verspätung angekommen sein. In Holzminden traf das seit mehr als 50 Jahren in Lauenburg an der Elbe stationierte Fahrgastschiff am vergangenen Sonntagabend mit etwa einer Stunde Verspätung ein. Dabei blieb es dann aber auch. Über Lüchtringen dampfte die „Kaiser Wilhelm“ dann bis nach Höxter zur vorläufigen Endstation, wo es gegen 20 Uhr ankam, bis es am Montag auf der Weser weiter in Richtung Bad Karlshafen und Hann.-Münden geht.

Die Fahrten mit dem alten Raddampfer waren begehrt und daher schnell ausverkauft. Schon von Weitem war das Schaufelrad und die laute Tröte des Raddampfers zu hören. Auf beiden Seiten der Weser waren viele Menschen versammelt, um das historische Dampfschiff zu sehen. Die Rückkehr der „Kaiser Wilhelm“ war ein großes Spektakel. An der gesperrten Weserpromenade in Höxter aufgrund der aktuellen Landesgartenschau-Baustelle wurden die Zäune von den „Zaungästen“ überwunden, um den Dampfer hautnah miterleben zu können. Dutzende Menschen haben sich deshalb am neu gestalteten Weserufer einen Platz gesucht. Um die Weserbrücken von Hameln bis nach Höxter passieren zu können, musste der schwarz rußende Schornstein sowie der Fahnenmast immer hinunter geklappt werden, weil die Durchfahrtshöhe ein Passieren der Brücken sonst nicht ermöglicht hätte. Am Dampferanleger in Höxter am R1 angekommen, gingen die Passagiere auch schon wieder von Bord. Empfangen worden sind sie dabei von unzähligen Schaulustigen.

Zur Historie

Am 26. September 1970 absolvierte das Fahrgastschiff „Kaiser Wilhelm“ seine letzte Linienfahrt für die Oberweser-Dampfschifffahrt auf der Strecke Hameln - Polle - Hameln. Zwei Tage später wurde der Dampfer für das Lauenburger Elbschifffahrts-Museum erworben. Etwa einen Monat später gelangte der Kaiser nach einer Überführungsfahrt von der Weser über den Mittellandkanal bis nach Magdeburg, durch die damalige DDR elbabwärts bis zu seinem neuen Heimathafen in Lauenburg an der Elbe. Hier war für das Dampfschiff aber noch nicht der letzte Halt. In den vergangenen 50 Jahren absolvierte der Raddampfer seinen Dienst von nun an auf der Elbe. Doch vor mehr als fünf Jahren reifte laut dem Lauenburger Elbschifffahrts-Museum die Idee, für eine temporäre Rückkehr des historischen Schiffes auf die Weser.

Seit Sommer 2018 liefen die Planungen auf Hochtouren. 2020 sollte es soweit sein, doch Corona machte der Rückreise einen Strich durch die Rechnung. Die Rückkehr wurde auf dieses Jahr im Juli verschoben. Zwischen Minden, Hameln, Höxter und Hann.-Münden heißt es für den Dampfer noch einmal „Volldampf voraus!“. Der „Kaiser Wilhelm“ wurde 1900 gefertigt und zählt heute zu den bedeutendsten erhaltenen Raddampfern in Deutschland. 114 Betriebsjahre hat das unter Denkmalschutz stehende Schiff inzwischen hinter sich. Nach einigen sicherheitstechnischen Umbauten blieb die originale Dampfmaschine mit dem kohlegefeuerten Dampfkessel aber bis heute unverändert. Die Stromversorgung werde laut dem Betreiber wie damals über einen angehängten Wellengenerator und einen historischen Dampfmotor sichergestellt. Neu seien allerdings eingebaute Pufferbatterien, um den Stromfluss zu gewährleisten. Weitere Informationen zum Schiff gibt es auch im Internet unter www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de

Fotos: Thomas Kube