Höxter (TKu). Leyla Bilge: Menschenrechtlerin, Kurdin, Ex-Muslima und AfD-Mitglied war am Samstag-Vormittag Gast am Stand der AFD in Höxter. Mit einer Burka bzw. einem Niqab hat sie in der Marktstraße in Höxter auf die Rechte der Frauen im Islam aufmerksam gemacht, anschließend kam die große Verwandlung. Leyla Bilge war einst ein Medienliebling. Sie war Gast bei Stern TV und anderen politischen Diskussionen im TV und vor einigen Jahren noch sehr ausgebucht. Sie hat sich für Menschen in Not stark gemacht, insbesondere für jesidische und christliche Flüchtlinge im Nahen Osten, dabei war sie auch direkt an den Orten des Geschehens tätig. Eine große Nordrhein-Westfälische Zeitung bezeichnete sie sogar als „eine der Frauen des Jahres 2014“. Die Auftritte und Nachfragen nach ihrer Person sind nach Aussage Bilges aber seit dem vergangenen Jahr stark eingebrochen, seitdem sie sich zur AFD bekannt hat, den Islam von einer kritischen Seite beleuchtet und die Türkei in ihrer Kriegsrolle stark kritisiert hat. „Muslime bedrohen meine Existenz und Linksfaschisten diffamieren mich öffentlich und gefährden meine Person“, sagt die 35-Jährige Kurdin. „Vor Ort sei auch Polizei in zivil und der Streifenwagen kommt auch zwischendurch mal vorbei, nur so fühle ich mich sicher“, sagt Leyla Bilge. Sie scheint es nicht leicht zu haben, wie man in Höxter feststellen konnte: Einzelne Menschen schauen weg oder machen einen Bogen um den Parteistand, einige diskutieren aber auch auf eine ruhige Art und Weise oder stimmen der AFD zu. Laut und ungemütlich äußerte sich auch ein Ratsmitglied einer großen Partei aus dem Höxteraner Stadtrat. Er beschimpfte die AFD-Mitglieder lautstark und bezeichnete sie u.a. mit hochrotem Kopf als rechtsradikal. Zum Abschluss zeigte er ihnen noch den Stinkefinger. In der Tat spürt man, dass die Stimmung insgesamt positiv und negativ aufgeladen ist. „Das ist unser Alltag und noch harmlos“, berichtet Klaus Meyer, Sprecher der AFD-Fraktion des Kreisverbandes Höxter. Zwischenrufe wie „Nazischwein“ seien an der Tagesordnung. Vom rechten Rand distanzieren sie sich. „Die Medien berichten sehr einseitig“, sagt AFD-Politiker Norbert Senges. Leyla Bilge stimmt ihm im Gespräch dabei zu. „Über vieles von dem, was sie in den Kriegsländern erlebt habe, was Jesidinnen und Christinnen angetan wird, darüber wollen die etablierten Medien nicht berichten“, sagt Bilge. Nach dem Interview kommt es zur Verwandlung Bilges. Die 35-jährige Kurdin und Islamkritikerin Bilge streift sich die Burka bzw. den Niqab ab. Heraus kommt eine hübsche Frau mit kurzem Kleid in den Landesfarben „scharz-rot-gold“. Ein Passant applaudiert ihr bei der Verwandlung im Vorbeigehen von der Seite zu. Leyla Bilge stammt aus dem Düsseldorfer Umland, sie flüchtete mit ihren Eltern selbst vor über 30 Jahren vor der Verfolgung in der Türkei nach Deutschland. Von Nordrhein-Westfalen ist weggezogen, weil es für sie hier zu gefährlich sei. Nun wohnt sie an einem geheimen Ort in Brandenburg, mehr möchte die AFD-Politikerin mit kurdischen Wurzeln aus Sicherheitsgründen dazu nicht verraten. „Personenschutz erhalten nur Abgeordnete, die bedroht werden, aber keine einfachen Politiker. Einen Personenschutz erhält man ansonsten erst, wenn schon etwas passiert ist“, sagt Bilge. Leyla Bilge hilft heute jesidischen und christlichen Flüchtlingen im Nahen Osten und in den Flüchtlingslagern im syrisch-türkischen Grenzgebiet. In Deutschland veranstaltet Leyla Bilge Benefizkonzerte, sammelt Spenden mit ihrem Verein „Leyla e.V.“ und hält Vorträge über den Islam, Kinderehen und Frauenrechte.

 

Fotos: Thomas Kube