Beverungen (TKu). Musik auf eine andere Art: Auf seinem Klavierkonzert in der Stadthalle Beverungen am vergangenen Mittwoch zog Joja Wendt etwa 400 Besucher in seinen Bann. Das war kein klassisches Klavierkonzert sondern die neue Tour „Stars on 88“ des bekannten Klaviervirtuosen. Klavierkonzerte gelten allgemein als hochkulturelle Veranstaltung für Musikkenner von Beethoven, Bach, Mozart und Co. - also nichts für „normale“ Menschen. Dieses Klischee trifft auf das Klaviertalent Joja Wendt nicht zu. Das Konzert von Joja Wendt ist anders.

Der Star-Pianist aus Hamburg kennt alle klassischen Werke – spielt sie aber nur selten. Der Meister am Klavier brillierte mit bekannten Pop- und Rock-Songs aber auch klassischen Liedern beim Beverunger Publikum. Seine talentierten Finger wurden während des gesamten Konzertes auf eine große Leinwand projiziert. Schon zu Beginn nahm Wendt die Konzertgäste der gut gefüllten Stadthalle mit auf eine Reise in die Unterwelt. Der Pianist spielte Michael Jacksons „Thriller“ mit leuchtenden Fingerlingen, zu nachhallenden Tönen nachdem sich der Klavierdeckel wie ein Sargdeckel geöffnet hatte. Effektvolle Elemente und vielfältige Lichteffekte untermalten die Musikstücke während des gesamten Konzertes auf besondere Weise.

Weiter ging es mit Leonard Cohens Meisterwerk „Hallelujah“, das Joja Wendt kurzerhand in „Hallo Joja“ umbenannte. Auch die Lachmuskeln kamen beim Multitalent Wendt nicht zu kurz. Das Programm „Stars on 88“, benannt nach einer Mischung aus den 88 Klaviertasten und dem Plattenformat „Stars on 45“ aus der Zeit der Schallplatten, wartete mit Pop- Rock- und Jazzsongs aus den vergangenen Jahrzehnten auf. Auf der Bühne war den Worten Wendts zufolge sein altes Jugendzimmer aufgebaut mit einem Plattenschrank und seinen Lieblingsstücken auf Vinyl darin. Aus diesem Schrank zog er immer wieder eine Platte heraus und spielte das jeweilige Lied auf dem Klavier in seiner eigens angefertigten Klavierversion. Mit dem Honky-Tonk-Train-Blues beschrieb der Star-Pianist die Bahnfahrt des Orient-Express von Wien nach Konstantinopel. Bei der musikalischen Reise kippte das Klavier mal zur Seite und mal nach vorne. Dazu gab es Rauchausstöße unterhalb des Klaviers ins Publikum. Joja Wendt wagte sich auch an die Pop-Hits „Shape of You“ von Ed Sheeran, an Robbie Williams „Feel“ oder an „Purple Rain“ von Prince. Selbst vor AC/DC schreckte Joja Wendt nicht zurück. So etwas gibt es auf der Welt nur einmal: Der kultige Hardrock-Song „Thunder“ auf einem Klavier gespielt, dazu blitzte und donnerte es durch einmalige Bühnen- und Lichteffekte.

Auch klassische Jazz-Stücke wie „Stompin at the Savoy“ in der Version von Art Tatum durften nicht fehlen, ebenso wenig wie ab und an ein Ausflug in die Welt der großen Komponisten wie Mozart und Co., was Wendt unter anderem mit Schuberts „Impromptu“ meisterte. Mittendrin erzählte der Pianist immer mal wieder ein paar Anekdoten. Paul aus Wehrden hat es dem Klaviervirtuosen angetan. Wendt schenkte ihm eine Mozartkugel und nahm ihn zwischendurch immer mal wieder auf die Schippe. Zu dem 20er Jahre Hit „Kitten on the keys“ von Zez Confreys musste Paul aus Wehrden die Katze durch Rascheln nachahmen. Zu dem 80er Jahre Song „Da da da“ musste Paul einen Synthesizer bedienen. Überhaupt bezog Joja Wendt sein Publikum immer wieder aktiv mit ein. Wendt bewies, dass er nicht nur am Klavier ein Meister ist sondern auch das alte Keyboard in seinem aufgebauten Wohnzimmer bedienen kann.

Darauf spielte er klassische Rockhits wie „Jeans on“ oder „We will rock you“. Das Publikum sang einstimmig mit und dankte Joja Wendt die einmalige Show mit Standing Ovations. Als Gegenleistung spielte der Star-Pianist mehrere Zugaben.

Fotos: Thomas Kube