Höxter (red). Der „Spiegel“-Korrespondent Christoph Reuter kommt direkt aus dem Libanon nach Höxter. Am Sonntag, 20. Oktober, spricht er im Forum Anja Niedringhaus über die aktuelle Zuspitzung der Konflikte zwischen Israel und seinen Nachbarn. Die Vortragsveranstaltung beginnt am Sonntagnachmittag um 17 Uhr. Bis zum Wochenbeginn war noch unklar, ob der auch aus Fernsehen und Radio bekannte Journalist rechtzeitig aus Beirut ausfliegen kann.
Seit mehr als 20 Jahren berichtet der Nahost-Experte aus Krisen- und Kriegsgebieten. Insbesondere im Irak und in Afghanistan war er oft zeitgleich mit Anja Niedringhaus im Einsatz. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 schreibt Reuter über die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten, zuletzt über die Bodenoffensive der israelischen Armee gegen die schiitische Hisbollah-Miliz im Libanon und die Auswirkungen auf die dort lebenden Menschen.
Mit einer klaren und verständlichen Sprache informiert er als Augenzeuge vor Ort über komplexe Konfliktlage mit ihren tiefgreifenden Wurzeln. Wie Anja Niedringhaus geht es auch Christoph Reuter nicht um direkte Kriegsberichterstattung. Im Blick hat er vielmehr die Menschen, die er mit ihren Sorgen, Ängsten und Hoffnungen zu Wort kommen lässt. Zugleich vermittelt er in seinen exzellent geschriebenen Reportagen die komplexe politische Lage im Nahen Osten.
Geplant und angekündigt war die Veranstaltung, die das Forum Anja Niedringhaus zusammen mit der Volkshochschule Höxter-Marienmünster anbietet, als Lesung aus seinem jüngsten Buch „Wir waren glücklich hier - Afghanistan nach dem Sieg der Taliban“. Auf Wunsch des Journalisten wird die Veranstaltung nun um die aktuelle Berichterstattung aus dem Libanon ergänzt.
Zu seinem Buch: Der studierte Islamwissenschaftler war in Kabul, als im August 2021 die Taliban die Macht übernahmen. Er blieb im Land, als die westlichen Helfer, Soldaten und Journalisten überstürzt abflogen. Um zu berichten, was der Machtwechsel und die Herrschaft der Taliban für die Menschen bedeutet, durchquerte er Regionen, in die Landesfremde mitunter seit Jahrzehnten keinen Fuß setzen durften, und blieb über Monate. Die Geschichten, die Reuter bei seinem Roadtrip durch das Land am Hindukusch aufgeschrieben hat, erzählen von dramatischen Veränderungen und hoffnungslosem Stillstand, von überforderten Taliban und selbstbewussten Provinzgouverneuren, von Bauern, die Staub pflügen und Frauen, die um ihre Sicherheit bangen. Am Ende seines packenden Buches stellt er sich der Frage: Welche Zukunft kann das Land unter seinen neuen Herrschern haben?
Christoph Reuter, geboren 1968, gehört regelmäßig zu den letzten westlichen Journalisten, die aus den Kriegsregionen der arabischen Welt wie Syrien, dem Nordirak oder Afghanistan berichten. Auch in der Ukraine war der Journalist im Einsatz. Neben zahlreichen preisgekrönten Reportagen veröffentlichte er mehrere Bestseller. Für seine Berichte aus dem Bürgerkrieg in Syrien und seine Recherchen zum sogenannten „Islamischen Staat“ wurde er 2012 als „Reporter des Jahres“ ausgezeichnet.
Foto: Julia Busch