Höxter (TKu). Nach einer aufwendigen Restaurierung erstrahlt das historische Wegkreuz an der Bundesstraße 239 in neuem Glanz und steht wieder an seinem angestammten Platz. Bei einer feierlichen Wiedereinweihung am Mittwoch, in der vergangenen Woche, erfuhr das Kreuz durch Pfarrdechant Hans-Bernd Krismanek die zweite Segnung. Nach 134 Jahren wurde dem Kreuz erneut der kirchliche Segen ausgesprochen – ein seltenes Ereignis, wie Krismanek betonte. Die Einweihungszeremonie, organisiert vom Heimat- und Verkehrsverein Höxter (HVV), versammelte zahlreiche Beteiligte und Gäste. Norbert Drews, Vorsitzender des HVV, begrüßte die Anwesenden, während Kreisheimatpfleger Hans-Werner Gorzolka die Bedeutung dieses Wegkreuzes für Heimatpflege hervorhob. „Dieses Kreuz ist ein Zeit- und Glaubenszeuge. Es steht symbolisch für die reiche Geschichte unserer Region, die unbedingt bewahrt werden muss“, erklärte Gorzolka. Das Kreuz aus rotem Wesersandstein, 1892 von Johannes Kaplinghaus gestiftet, war in den letzten Jahren stark beschädigt. Altersbedingte Schäden und ein Sicherheitsrisiko führten dazu, dass das Kreuz im Rahmen einer Überprüfung aller Kreuze an Bundes- und Landesstraßen im November 2023 durch StraßenNRW entfernt wurde. Es war eines der ersten Kreuze, das aus Sicherheitsgründen entfernt wurde, weiteren Wegkreuzen von knapp 60 an der Zahl, die sich an Bund- und Landstraßen im Kreis Höxter befinden, sollte es ebenfalls „an den Kragen gehen“. Im Sinne der Heimatpflege wollte der HVV und die Heimatpfleger das jedoch nicht hinnehmen:
Durch Fördermittel der Initiative „Heimat-Scheck Nordrhein-Westfalen“ in Höhe von 2.000 Euro sowie das Engagement des HVV und der Stadt Höxter konnte das Denkmal restauriert und für die Nachwelt erhalten werden. Der örtliche Steinmetzbetrieb Stelzer übernahm die Arbeiten. Kreisheimatpfleger Gorzolka wies darauf hin, dass sich im Kreis Höxter etwa 1.600 bis 1.700 Wegkreuze befinden – eine Dichte, die in Deutschland einzigartig sei. „Dieses Kreuz gehörte mit zu den ersten Kreuzen in Verantwortung von StraßenNRW, welches durch die Behörde aus Sicherheitsgründen entfernt wurde. Nur Dank gemeinsamer Anstrengungen steht es nun wieder am Platz und setzt ein starkes Zeichen für die Heimatpflege“, so Gorzolka. Das Kreuz, das sich an der B239 zwischen Höxter und Brenkhausen befindet, trägt das Christusmonogramm „IHS“ und einen lateinischen Segensspruch. Es wurde zur Erinnerung an die beiden früh verstorbenen Söhne von Johannes Kaplinghaus errichtet. Auf der Rückseite verweist eine Inschrift auf die Stiftung im Jahr 1892. Aufgrund der wechselvollen Geschichte des Standorts – zuletzt stand das Kreuz auf städtischem Grund – wurde das Engagement zur Erhaltung als besonderes Beispiel für den Erhalt regionaler Kultur gewürdigt. „Das Kreuz ist nicht nur ein Gedenkstein, sondern auch ein wertvolles Kulturgut,“ betonte Dieter Siebeck, stellvertretender Vorsitzender des HVV, der die Geschichte des Kreuzes an Ort und Stelle ganz genau beleuchtete:
Etwas außerhalb der Stadt Höxter steht an der Straße nach Brenkhausen, dort, wo der Weg hinauf zum Bielenberg abzweigt, ein Kreuz aus rotem Wesersandstein. Johannes Kaplinghaus hat es im Jahre 1892 gestiftet und hier auf seinem Grundstück aufgestellt. Die Vorderseite des Kreuzes ziert im Oberteil das Christusmonogramm – IHS. Auf dem Querbalken lesen wir: „Durch das Kreuz oh Herr Jesu hast Du die Welt erlöset. Wir beten Dich an, loben und benedeien Dich, erbarme Dich der armen Seelen“. Der Kreuzstamm trägt als Leidenswerkzeuge die Dornenkrone mit drei Nägel und darunter Speer, Schwamm und Geisel. Auf der Rückseite steht eingemeißelt: „Gew. v. Johannes Kaplinghaus 1892“. Bei dem lateinischen Kreuz handelt es sich um ein Gedenkkreuz, das der Stifter wohl zur ewigen Erinnerung an seine beiden Söhne Konrad und Ernst aufgestellt hat, die im Alter von 2 Jahren verstorben sind. Seine älteste Tochter Johanna hat den Landwirt Ludwig Hansmann aus der Wegetalstraße geheiratet, nach dem im Volksmund das Kreuz auch „Hansmanns-Kreuz“ genannt wurde.
Johannes Kaplinghaus starb im Jahre 1900 und seine Frau Minna 1905. Im Zuge einer Flurbereinigung in den Jahren 1958/59 durch das damalige Amt für Agrarordnung in Warburg, gelangte das Grundstück von der Familie Kaup, die zu dieser Zeit Eigentümer war, in den Besitz der Familie von Kölln, die seit 1907 auf dem Nachbargrundstück wohnhaft waren. Im September 2019 ließen die Erben derer von Kölln eine Grenzüberprüfung durchführen, bei der sich herausstellte, dass das Kreuz nicht auf ihrem Grundstück, sondern auf der städtischen Seite der Grenze steht. Diese Überprüfung ist durch Fotos belegt, die jedoch seitens des Katasteramtes nicht als rechtsverbindlich anerkannt werden. Hierzu sei eine erneute Vermessung eines amtlich bestellten Vermessers erforderlich, die mit erheblichen Kosten für den Auftraggeber verbunden wären. Da sich nun keiner mehr verantwortlich fühlte und im Laufe der Zeit sich das Kreuz immer mehr zur Seite neigte und die Schriftzeichen unlesbarer wurden, hat der Heimat- und Verkehrsverein der Kernstadt Höxter e.V. (HVV) den Entschluss gefasst, sich für die Erhaltung des Kreuzes einzusetzen, da es nicht nur als Gedenkkreuz anzusehen ist, sondern auch ein Stück Kulturgut für unsere Stadt darstellt. Im November 2023 wurde durch „Straßen NRW“ eine Überprüfung aller Kreuze an Bundes- und Landstraßen auf Standsicherheit durchgeführt und dabei festgestellt, dass das Kreuz eine große Gefahr darstellte, da der Querbalken mit Oberteil lose auf dem Kreuzstamm auflag und herunterzustürzen drohte. Aus Sicherheitsgründen wurden beide Teile sofort durch die prüfende Firma heruntergenommen und abgelegt. Die Stadt Höxter wurde über diesem Vorgang informiert.
Der Kreisheimatpfleger Hans-Werner Gorzolka, der sich bereits anderweitig mit diesem Thema befasst hat, machte den Vorschlag, doch bei der Initiative „Heimat-Scheck Nordrhein-Westfalen“ einen Antrag auf Fördermittel zu stellen. Nachdem die Stadt keine Bedenken gegen diese vorgesehene Maßnahme durch den HVV äußerte und erklärte, nach dem Wiederaufbau das Kreuz in eine regelmäßige Standsicherheitsprüfung einzubeziehen, wurde am 26.07. 2024 der Antrag vom HVV gestellt und per Zuwendungsbescheid am 29.07.2024 in Höhe von 2.000,00 Euro durch die Bezirksregierung Detmold bewilligt. Den Auftrag zur Sanierung erhielt der örtliche Steinmetzbetrieb Stelzer. Genau nach einem Jahr wurde nun das Kreuz im November 2024 mit maßgeblicher Unterstützung durch den „Heimat-Scheck Nordrhein-Westfalen“ sowie den Heimat- und Verkehrsverein der Kernstadt Höxter e.V. saniert und am historischen Standort wieder aufgestellt.
Fotos: Thomas Kube