Höxter (TKu). Ein Wahlplakat der AfD vor dem jüdischen Friedhof in Höxter sorgte für Empörung und führte am vergangenen Sonntag zu einer Mahnwache der Initiative „Omas gegen Rechts“. Rund 130 Menschen versammelten sich unter dem Motto „Wir müssen wieder auf die Straße!“, um gegen rechte Tendenzen in Deutschland zu protestieren. Das Plakat mit der Aufschrift „Zeit, dass sich Arbeit wieder lohnt“ war an einer Laterne direkt vor dem Eingang des jüdischen Friedhofs angebracht worden. Viele sahen darin eine problematische Assoziation mit dem nationalsozialistischen KZ-Spruch „Arbeit macht frei“. Die Empörung über das Plakat führte zu einem öffentlichen Diskurs, der schließlich in die Mahnwache mündete. Die Veranstaltung wurde von Rednerinnen und Rednern, darunter Linda Papenberg von den „Omas gegen Rechts“ und Dr. Wolfgang Avenhaus, riefen dazu auf, sich entschieden gegen Hass und Gewalt zu stellen – egal aus welcher Richtung dies komme.
Es wurden Gedichte zur Schoa vorgetragen und die Verbrechen des Nationalsozialismus mit einem klaren „Nie wieder!“ verurteilt. Während die Mahnwache auf der einen Straßenseite stattfand, hatte sich auf der gegenüberliegenden Seite vor dem Gemeindehaus der evangelischen Freikirche eine Gruppe von Mitgliedern des AfD-Kreisverbands Höxter versammelt – ebenfalls zum Gedenken, wie sie gegenüber Höxter-News im Gespräch erklärten. Diese parallele Aktion sorgte für Erstaunen und verdeutlichte die gesellschaftlichen Spannungen. Zum Abschluss der Mahnwache ließen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach einer Schweigeminute für die Opfer des Nationalsozialismus die Taschenlampen und Handys erleuchten – eine symbolische Aktion unter dem Motto „Höxter erstrahlt gegen rechts“. Die AfD-Politikerin Jannin Mosdzinski, die das Plakat an der Laterne vor dem jüdischen Friedhof aufgehängt hatte, betonte, dass sie zu keiner Zeit eine provokative Absicht gehegt hatte. Gegenüber der Höxter-News erklärte sie, dass sie die Platzierung nicht mit Absicht gewählt habe, sondern dass es im Zuge der Plakatierung geschehen sei.
Nachdem das Plakat in der Öffentlichkeit für Unmut gesorgt hatte, sei es von Unbekannten entfernt worden. Mosdzinski erklärte jedoch, dass sie es auch selbst abgehängt hätte, da sie sich der problematischen Wirkung vorher nicht bewusst gewesen sei. „Es tut mir leid, ich wollte niemanden damit verletzten“, sagt Mosdzinski, die selbst jüdische Wurzeln hat. Ihre Urgroßeltern wurden in ein Konzentrationslager deportiert. Zudem engagiert sie sich ehrenamtlich für die Pflege des jüdischen Friedhofs in Höxter und brachte als Bürgerantrag vor einigen Monaten auch einen Antrag zur Umbenennung belasteter Straßennamen in den Stadtrat ein. AfD-Mitglied Jannin Mosdzinski hatte die „Omas gegen Rechts“ in die Kapelle des Friedhofs eingeladen, wo sie einen siebenarmigen Kerzenleuchter zum Gedenken an die Holocaust-Opfer vor der Türe aufgestellt und Kerzen entzündet hatte. Sie hatte sogar Kaffee und Kuchen organisiert, um mit den Demonstrierenden ins Gespräch zu kommen – doch ihre Einladung wurde nicht angenommen. Was die Mahnwache betrifft, so hätte sich Mosdzinski gewünscht, dass vielmehr ein allgemeineres Zeichen „gegen Hass und Gewalt“ gesetzt hätte, anstatt explizit „gegen rechts“ gerichtet zu sein. Auch AfD-Mitglied Markus Ossa, der osteuropäische Wurzeln habe, äußerte den Wunsch nach mehr Dialog: „Man redet nur übereinander anstatt miteinander – wir müssen wieder zueinander finden und den Diskurs beleben.“ Die Polizei war mit zwei Streifenwagen vor Ort, die Veranstaltung blieb von Anfang bis Ende sehr friedlich.
Fotos: Thomas Kube