Ovenhausen (TKu). Närrischer Frühschoppen im voll besetzten Festzelt in Ovenhausen: Politik, Humor und Ehrenorden beim Ovenhäuser Karneval am vergangenen Sonntag: Mit scharfzüngigen Büttenreden, tänzerischen Höhepunkten und der traditionellen Verleihung des Ehrenordens war der Vormittag ein voller Erfolg. Pünktlich zum Einmarsch des Elferrats und der Prinzengarde bebte das Festzelt. Die Prinzengarde begeisterte das Publikum mit ihrem traditionellen Gardetanz, bevor Sitzungspräsident Jonas Behrenberg die Narrenschar offiziell begrüßte. Der Lokale Büttenredner sorgte bereits früh für die ersten Lacher, während die Drohndancer mit ihrer beeindruckenden Performance für Staunen sorgten. Ein Höhepunkt des Programms war die Büttenrede von Lukas Wöstefeld, der als Kaiser Karl der Große die Politik in Höxter und darüber hinaus aufs Korn nahm. Mit pointierten Versen rechnete er humorvoll mit Bürgermeister Daniel Hartmann ab, stellte Fragen zur Rolle der Dörfer in der Stadtpolitik und schlug sogar einen neuen Bürgermeisterkandidaten aus den eigenen Reihen vor: den Elferratspräsidenten! Auch bundespolitische Themen wie die Bildungspolitik und die Entscheidungen der Ampel-Koalition blieben nicht verschont. Lukas Wöstefeld verabschiedete sich mit einem letzten, eindringlichen Appell für Frieden und Demokratie – bevor er sich verabschiedete: „Helau und bis zum nächsten Jahr“. Ebenso politisch scharfzüngig war der "Kandidaten-TÜV", durchgeführt von den „Grube-TÜV-Prüfern“ Matthias Gersch und Lukas Wöstefeld vom Elferrat Ovenhausen, bei dem die lokalen Politiker auf närrische Weise überprüft wurden, insbesondere bei den Themen Bremsen, Lenken und Gas geben.
Gersch: „Wichtig ist es als Bürgermeister, man muss nicht immer Vollgas geben, man muss ab und zu auch mal bremsen können, nicht immer mit dem Kopf durch die Wand wollen und manchmal ist auch weniger mehr“. Nun waren Bürgermeisterkandidat Fabian Thomas von der CDU und Bürgermeister Daniel Hartmann aufgerufen, diesen „TÜV“ über sich ergehen zu lassen. Doch ist Bürgermeister Daniel Hartmann überhaupt ein Bürgermeisterkandidat? Diese Frage konnte oder wollte weder Lukas Wöstefeld, noch der amtierende Bürgermeister Daniel Hartmann selbst beantworten. Dennoch trat Daniel Hartmann gegen seinen Mitbewerber Fabian Thomas von der CDU an. „Wir wissen ja, dass Sie wieder etwas werden wollen“, sagte Matthias Gersch und leitete zur ersten Disziplin des "Kandidaten-TÜV" über. Dabei galt es, den „am Mann“ befestigten Luftballon des jeweiligen Kontrahenten kaputt zu machen. Diese Disziplin gewann der Amtsinhaber Daniel Hartmann souverän für sich. In der zweiten Disziplin gewann allerdings sein „vermeintlicher“ Herausforderer Fabian Thomas, und zwar beim Vorlesen eines Textes mit einem Zungenbrecher am Ende des Textes. Am Ende dieser Disziplin meinte Matthias Gersch zu Hartmann: „So viel wie sie uns damit in so kurzer Zeit gesagt haben, so viel haben sie uns in den letzten drei Jahren nicht gesagt“. In der dritten und entscheidenden Runde wurde getestet, ob die Bürgermeisterkandidaten auch lenken können. Dabei musste sich jeder Kandidat eine Tanzpartnerin suchen und auf der Bühne eine „flotte Sohle“ auf das Parkett legen. Während Daniel Hartmann mit der Frau des Bundestagsabgeordneten Christian Haase, Sonja Haase, tanzte, hatte sich Fabian Thomas die stellvertretende Bürgermeisterin von Höxter, Andrea Dangela, zur Tanzpartnerin auserkoren. Diese Disziplin entschied keiner von beiden für sich, meinte das „TÜV-DUO“, dennoch hätten beide Kandidaten den "Kandidaten-TÜV" bestanden.
Eines war am Ende nach diesem scharfzüngigen politischen Karnevalstest jedoch klar: Humor ist auch in der Politik unverzichtbar und da muss jeder durch, der so ein wichtiges Amt inne hat. Besondere Ehrungen gab es für gleich zwei Vereinsmitglieder: Den Ehrenorden für besondere Verdienste erhielt in diesem Jahr Lukas Wöstefeld für sein Wirken um das karnevalistische Brauchtum in Ovenhausen. Wöstefeld, der aus dem Karneval im „Grube-Dorf“ Ovenhausen und auf der Bühne nicht mehr wegzudenken ist, war auch erster Sitzungspräsident des Elferrates. Elferratspräsident Sascha Winkelhahn überraschte Wöstefeld mit dem Ehrenorden des Vereins, dem er ihn daraufhin an die Elferratsuniform heftete. Der zweite Orden, der Orden des Jahres, wurde feierlich an Katharina Möhring verliehen. In der Laudatio wurden ihre Verdienste für den Karneval und das gesellschaftliche Engagement hervorgehoben. Sie war 2008 Kinderprinzessin und langjährige Trainerin der Kindergarde, der Ehren- und Teeniegarde sowie der Kindergartenkinder. Das bunte Programm setzte sich mit der Playback-Show der "Hitparade" und dem Ehrentanz des Kinderprinzenpaar Alessia die Wunderbare und Louis der Rockige fort. Die Kindergarde, die O-Town-Dancegroup und die Teeny-Garde sorgten mit ihren Tänzen anschließend ebenfalls für weitere Highlights. In Zeiten klammer Kassen ging der Kämmerer der Stadt Höxter, Martin Finke, als Pleitegeier. Finke sollte eigentlich 100 Biermarken erhalten, meinte Lukas Wöstefeld in seiner politischen Rede, „damit er mal sieht, wie es ist, wenn genügend Geld vorhanden ist“, so Wöstefeld. Bevor der Frühschoppen mit Musik von DJ Pütti und mit den Tanzgarden ausklang, musste Bürgermeister Daniel seinen Rathausschlüssel an den Karnevalspräsidenten Sascha Winkelhahn abgeben. Noch bis in den Abend wurde im Festzelt in Ovenhausen am Dreiort gefeiert, gesungen und gelacht.
Fotos: Thomas Kube