Höxter (red). Das zweite Wochenende des Via Nova Kunstfestes Corvey 2025 stand ganz im Zeichen der menschlichen Sehnsucht nach Humanität und Gerechtigkeit. Lesungen, Vorträge und Konzerte verdeutlichten, wie stark diese Themen seit Jahrhunderten Kunst und Literatur prägen.
Zum Auftakt las Schauspieler Peter Lohmeyer aus Voltaires „Candide oder der Optimismus“, begleitet von Pianist Alexander Melnikov und Cembalistin Céline Frisch mit Werken von Rameau, Schubert und Clementi. Am Samstagmorgen berührten Bariton Konstantin Krimmel und Pianist Daniel Heide das Publikum mit einem intensiven Schubert-Liederabend.
Philosoph Volker Gerhard erinnerte in seinem Vortrag daran, dass der Gedanke der humanitas auf Cicero zurückgeht und bis heute Grundlage jeder Gesellschaft ist. Am Abend las Birgit Minichmayr aus Nabokovs „Die Grube“, musikalisch begleitet von Cellistin Anja Lechner. Zuvor hatte Schriftsteller Christoph Ransmayr Texte über Begegnungen mit anderen Kulturen vorgestellt.
Einen bewegenden Abschluss bildeten die Gefängnisbriefe des 2024 verstorbenen russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Schauspielerin Katja Kolm und Michael Maertens lasen die Briefe, die eindringlich die Bedeutung von Liebe und Mitmenschlichkeit selbst unter unmenschlichen Bedingungen bezeugen. Das Publikum reagierte tief bewegt mit stehenden Ovationen.
Ein Ausblick: Am kommenden Sonntag (14. September, 11 Uhr) liest Jens Harzer in einer Matinee aus dem Gilgamesch-Epos. Der gefeierte Schauspieler ist seit dieser Spielzeit Teil des Berliner Ensembles und wird dort als „Ausnahmeschauspieler“ gefeiert.