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Samstag, 28. Dezember 2024 Mediadaten
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Höxter (TKu). Seine Geschichte hat die Höxteraner bewegt. Im Jakob-Pins-Forum in Höxter sprach Harry Lowenstein, der früher den Namen Helmut Löwenstein trug, über seine Leidens- und Lebensjahre zu einem großen Publikum. Harry Lowenstein ist der letzte noch lebende Höxteraner Jude, der den Holocaust überlebt hat. Er wanderte 1949 über Frankreich in die USA aus, wo er den Namen Harry annahm. Heute lebt der 87-Jährige mit seiner Familie in Kissimmee in Florida. Neben Landrat Friedhelm Spieker, Kreisdirektor Klaus Schumacher und Bürgermeister Alexander Fischer waren viele Bürgerinnen und Bürger aus Höxter und auch Schüler des KWG im Jakob-Pins-Forum erschienen, um Harry Lowenstein zu begrüßen.

Bei seinem Besuch in seiner ehemaligen Heimat trug er sich in das goldene Buch der Stadt Höxter ein. Das sich Lowenstein in seinem hohen Alter noch auf die lange Reise nach Europa begeben hat, ist der Einladung von Fritz Ostkämper, dem Vorsitzenden der Jacob Pins Gesellschaft Höxter, zu verdanken. Ostkämper hat ihn nach einer akribischen Suche im Rahmen des Projektes „Spurensuche nach jüdischen Familien aus Höxter“ ausfindig machen können.

1931 wurde Helmut Löwenstein als Sohn von David Löwenstein und seiner Frau Bernhardine in Fürstenau geboren. Sein Vater war Viehhändler. In der Pogromnacht des 9. November 1938 stürmten SA-Trupps das Haus und beschlagnahmten zahlreiche Wertgegenstände. David Löwenstein wurde mit anderen Juden in das KZ Buchenwald gebracht, von wo er nach gut vier Wochen im Dezember

1938 wieder entlassen wurde. Während seiner Abwesenheit musste der siebenjährige Sohn Helmut das Vieh in der Scheune und die Pferde im Stall versorgen. Den Viehhandel hatte die Familie danach aufgeben müssen. Um die Familie zu ernähren, schlugen sie sich irgendwie durch. Im Dezember 1941 deportierten die Nazis Helmut Löwenstein gemeinsam mit seiner Familie und anderen Höxteraner Juden, darunter auch auch die Familien Pins und Frankenberg, in das jüdische Ghetto Riga. Von dort aus sind David Löwenstein und sein Sohn Helmut im Sommer 1943 ins Konzentrationslager Kaiserwald bei Riga in Lettland transportiert worden. Hier erkrankte David Löwenstein, woraufhin er nach Riga zurückgeschickt worden ist.

In Treblinka wurde David Löwenstein später ermordet.

1944 sind Helmut, Mutter Bernhardine und Schwester Kläre per Schiff über Danzig in das KZ Stutthof transportiert worden. Dort verlor Helmut den Kontakt zur Familie und sah sie nie wieder. Mit dem Herannahen der Roten Armee wurde der damals 14-jährige Helmut Löwenstein auf den Todesmarsch nach Westen geschickt. Am 10. März 1945 befreiten ihn Truppen der Roten Armee bei Lanz im Kreis Lauenburg. Als alleiniger Überlebender erreichte Helmut Löwenstein nach einem Marsch über Berlin und Thüringen wieder seine Heimat Fürstenau.

Unterkunft fand Helmut Löwenstein zunächst bei einer Familie in Bredenborn. Ab Juli 1945 lebte er für ein Jahr bei der Familie, die das Haus seiner Familie in Fürstenau erworben hatte. 1946 wurde der damals 15-Jährige in das jüdische Kinderheim in Hamburg-Blankenese verbracht, von wo er 1947 erst nach Paris, dann in die USA zu Verwandten ausreiste.

1952 trat er nach einer kurzen Zeit bei der Armee in das Bekleidungsgeschäft seines Onkels ein. 1974 erwarben Harry und seine inzwischen verstorbene Frau Carol Löwenstein in Kissimmee/Florida ihr eigenes Bekleidungsgeschäft, das beide bis 2001 führten. 28 Tage dauert der Besuch in Europa, wovon er drei Tage dem Besuch seiner alten Heimat gewidmet hat. Einen Zeitzeugen wie Helmut Löwenstein zu treffen war für die KWG-Schülerinnen Anne Hinrichs und Saskia Pottmeier ein einschneidendes Erlebnis. Sie werden wohl auch die letzte Generation sein, die noch mit einem Überlebenden des Holocaust persönlich sprechen können, sagten die beiden 18-Jährigen.

Sowohl Bürgermeister Alexander Fischer, wie auch Landrat Spieker, dankten Harry Lowenstein für seinen Besuch in Höxter. Landrat Spieker übergab ihm ein Buch über den Kreis Höxter als kleines Geschenk mit auf seinen Weg. Nachdem sich Lowenstein in das goldene Buch der Stadt eingetragen hat, gaben drei Schülerinnen und Schüler der Musikschule Höxter noch eine klassische Musikeinlage zum Besten, die unter der musikalischen Leitung von der jüdischen Musikerin Matan David stand. Eine ausführlichere Lebensgeschichte von Harry Lowenstein ist auch auf der Internetseite www.jacob-pins.de nachzulesen.

Fotos: Thomas Kube

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