Cookie-Einstellungen

Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Dazu zählen Cookies, die für den Betrieb der Seite und für die Steuerung unserer kommerziellen Unternehmensziele notwendig sind, sowie solche, die lediglich zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte genutzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Essenziell

Diese Cookies sind für den Betrieb der Seite unbedingt notwendig und ermöglichen beispielsweise sicherheitsrelevante Funktionalitäten.

Statistik

Um unser Angebot und unsere Webseite weiter zu verbessern, erfassen wir anonymisierte Daten für Statistiken und Analysen. Mithilfe dieser Cookies können wir beispielsweise die Besucherzahlen und den Effekt bestimmter Seiten unseres Web-Auftritts ermitteln und unsere Inhalte optimieren.

Komfort

Wir nutzen diese Cookies, um Ihnen die Bedienung der Seite zu erleichtern.

Sonntag, 22. Dezember 2024 Mediadaten
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Höxter (TKu). Einst war es ein stattlicher Güterbahnhof, mehr als nur ein einfacher Zweckbau, nahe dem prächtigen Hauptbahnhof in der heutigen Corveyer Allee in Höxter. Heute, 155 Jahre nach seiner Erbauung ist seine massive Bausubstanz noch gut erhalten. Die Fassade sowie die Innenwände sind jedoch, wie üblich, talentlosen Sprayern zum Opfer gefallen. An einer Fassade ist noch gut der Schriftzug „Güterabfertigung“ zu lesen. Wir sprachen mit ehemaligen Mitarbeitern und haben in der Historie recherchiert, um unseren „Lost Place“ ein Stück weit näher vorzustellen. Im Gegensatz zum ehemaligen Höxteraner Hauptbahnhof und den davor gelegenen Nebengebäuden steht der ehemalige Güterbahnhof nicht unter Denkmalschutz.

Die historischen Bahnhofsgebäude stammen aus der Zeit um 1865, als der Anschluss an das Eisenbahnnetz in Höxter durch die fertiggestellte Bahnstrecke Altenbeken–Holzminden–Kreiensen–Braunschweig der Königlich-Westfälischen Eisenbahn-Gesellschaft und der Braunschweigischen Südbahn (Herzoglich Braunschweigische Staatseisenbahn) zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte. Der eigentliche Streckenbau begann im April 1863 und dauerte ein Jahr und vier Monate. Am 27. August 1864 erfolgte die polizeiliche Abnahme der Strecke von Altenbeken bis Höxter. Am 1. Oktober 1864 wurde die Eisenbahnlinie von Altenbeken nach Höxter eröffnet.

Erster Fahrgast dieser Bahnstrecke war neben dem damaligen Herzog von Ratibor auch König Wilhelm der Erste von Preußen. Auf ihrem Weg passierten sie mit ihrem Gefolge die Bahnhöfe und überquerten auch die damals neue, bei Corvey über die Weser führende Eisenbahnbrücke, die als Wunder der Technik galt. Nach der Eröffnung der Bahn fuhren täglich bis zu zwei Züge in jeder Richtung. Der Fahrplan vom 1. Oktober 1890 weist bereits sieben Züge in jeder Richtung auf. Die Strecke stellte eine wichtige Verbindung zwischen Berlin, Braunschweig und dem Ruhrgebiet dar.

Das Bevölkerungswachstum in Höxter setzte im 19. Jahrhundert daher früher ein als in den Nachbarstädten des heutigen Kreises. Der Eisenbahnbau brachte einen starken Aufschwung, so wuchs die Bevölkerung von 2.200 Einwohnern im Jahr 1800 auf 6.046 Einwohner im Jahr 1885 und 7.699 Einwohner im Jahr 1905. Mit dem Einzug der neuen Bahnstrecke wurden auch die Bahnhofsanlagen errichtet, wozu neben der Güterabteilung auch der ehemalige Hauptbahnhof samt Nebengebäuden zählt. Der stattliche Hauptbahnhof war bei der Eröffnung der Bahn noch nicht fertig im Gegensatz zum Güterschuppen und den für den technischen Betrieb erforderlichen Nebenbauten (ehemaliger Wasserturm und ehemaliges Lagergebäude). Diese standen bereits im Jahr 1864.

Der Architekt dieser Bahnhofsgebäude ist unbekannt, aber beim Vergleich mit den Bahnhöfen in Paderborn, Bad Driburg und Holzminden gibt es deutliche Hinweise und Zeichen, dass es sich um denselben Architekten handeln könnte. Güterbahnhof und Hauptbahnhof sind im sogenannten Rundbogenstil (Palazzo-Architektur) errichtet. Den abschließenden kräftigen Bogenfries unter der Traufe haben alle Gebäude gemeinsam. Die reinen Zweckbauten sind in einem noblen Stil massiv und aufwendig errichtet und wirken durchaus repräsentativ. Während der ehemalige große Hauptbahnhof an der Corveyer Allee noch heute prächtig anzusehen ist und als Wohnhaus für mehrere Menschen dient, ist der alte Güterbahnhof hingegen zu einem „Lost Place“ geworden, den sich die Natur zurückgeholt hat und der von Vandalismusschäden geprägt ist. 

Bis Anfang der 40er Jahre hatte der Güterbahnhof Höxter Anschluss zu den beiden Höxteraner Zementwerken über eine Kleinbahn, die 1899 in Betrieb ging. Am Güterbahnhof befanden sich die Übergabegleise zur Staatsbahn. Die Kleinbahn begann am Güterbahnhof Höxter und umfuhr die Altstadt von Höxter in einem weiten Bogen bis zu den ehemaligen Höxteraner Zementwerken an der Brenkhäuser Straße und der Lütmarser Straße. Am 1.1.1933 wurde der Kleinbahn-Verkehr vorläufig eingestellt und bald darauf die Stilllegungsgenehmigung erteilt. 1941 sind die Gleisanlagen zwischen den Zementwerken und dem Güterbahnhof abgebaut worden. Es gab auch einen eigenen Gleisanschluss an die Corveyer Holzwerke, wo viele Jahre lang bis etwa Ende der 60er Jahre eine eigene Diesellok von den Holzwerken bis zum Güterbahnhof pendelte. Verladen wurden hier unter anderem die in Corvey produzierten Eisenbahnschwellen aus Holz. In den 50er bis 70er Jahren herrschte hier noch reger Fahrbetrieb, berichtet der ehemalige Bahnangestellte Günter Specht aus Ottbergen. Stückgüter der einzelnen großen Firmen aus Höxter und Umgebung (z.B. Rose Möbel, Reitz, einige Kohlenhändler, die angrenzende Raiffeisen-Warengenossenschaft Egge-Weser oder die großen Gummifäden Arntz Optibelt) haben hier ihre Ware bis in die 70er Jahre hinein auf die Schiene gebracht. „Es gab sechs Mitarbeiter, die in der Güterabfertigung am Güterbahnhof tätig waren“, berichtet ein ehemaliger Mitarbeiter, der in den 60er Jahren dort tätig war und den seine alten Eisenbahnkollegen unter seinem Spitznamen „Teufel“ kennen. Laut ihm gab es einen Lademeister samt Hilfsperson und vier Büroangestellte, wovon einer am Vorprüfschalter tätig war. Ein Mitarbeiter besetzte die Kasse und zwei weitere Kollegen waren jeweils für die Auslandsabfertigung und die Schadensaufnahme bei z.B. defekten Paketen zuständig. Der Lademeister hatte sogar eine eigene kleine Rangierlok zur Verfügung, die zum Güterbahnhof dazu gehörte.

Die Lok wurde jedoch mit dem Ende der Selbständigkeit der Güterabfertigungsstelle Höxter aufgegeben. Laut „Teufel“ kam die Rangierlok dann eine Zeit lang von Holzminden nach Höxter hinübergefahren. Höxter war etwa bis Anfang der 70er Jahre eine selbständige Dienststelle, bis sie der Güterabfertigungsstelle Holzminden unterstellt wurde. Weil der Güterverkehr in den 70er Jahren mehr und mehr von der Schiene auf die Straße verlagert wurde, lohnte sich auch der Betrieb der Abfertigungsstelle in Holzminden nicht mehr. Die Mitarbeiter wechselten danach zur überregionalen Güterabfertigungsstelle Göttingen. Als DB-Stückgutunternehmer hat die Spedition Rux aus Höxter danach die Güterhalle über einen längeren Zeitraum angemietet. Ein wichtiger Verladungsort blieb der Bahnhof weiterhin für die Bundeswehr, die hier bis in die 90er Jahre hinein Panzer und Militärfahrzeuge auf die Schiene gebracht hat.

Massive Rampenanlagen hinter dem Güterbahnhof zeugen noch heute davon. Mit der Auflösung des Pionier-Bataillons und der Neuaufstellung des ABC-Bataillons im Jahr 1993 sollen die Transporte geendet haben, berichtet der ehemalige Zeitsoldat Dieter Siebeck aus Höxter. Die neben dem Güterbahnhof befindliche Raiffeisen-Warengenossenschaft Egge-Weser wurde am 30. April 2010 geschlossen und 2011 abgerissen. Bevor Corvey im Jahr 2014 den Welterbe-Status verliehen bekommen hat, erwarb die Stadt Höxter den alten Güterbahnhof und das Gelände drum herum käuflich. Es liefen Überlegungen, hier eine Art Informationszentrum für Corvey einzurichten. Bis heute ist es aber noch immer ein „Lost Place“ und aus Sicherheitsgründen abgesperrt.

Fotos: Thomas Kube

Anzeige
Anzeige
commercial-eckfeld https://commercial.meine-onlinezeitung.de/images/Holzminden/Eckfeld/Schwager_NEU_Eckfeld_01_2023.jpg#joomlaImage://local-images/Holzminden/Eckfeld/Schwager_NEU_Eckfeld_01_2023.jpg?width=295&height=255