Cambridge/Boffzen (red). Schon lange ist das Sport Stacking (Becher stapeln) auf internationaler Ebene angekommen! Regionale Turniere, nationale Meisterschaften und sogar Weltmeisterschaften gibt es bereits seit langem, aber nun finden Wettkämpfe auch auf rein europäischer Ebene statt. Nach den sehr guten Rückmeldungen von der ersten EM im letzten Jahr (Dänemark) stand das erprobte Konzept fest und wurde in diesem Jahr bei der Europa-Meisterschaft an der Universität im englischen Cambridge weiterentwickelt. Im folgenden Jahr wird die EM in Deutschland stattfinden (in Achim bei Bremen), worauf sich alle Teilnehmer bereits jetzt schon sehr freuen.
Zur diesjährigen EM in Cambridge fanden sich 160 hochkarätige Sport Stacker aus insgesamt 10 Nationen ein, die sich über drei Tage hinweg einen rasanten Schlagabtausch in allen drei Hauptdisziplinen lieferten. Für das Team Deutschland gingen unter anderem auch die drei hiesigen Stacker Joshua Brandt (14), Kaja Schilcher (16) und Jörg Schilcher (55) der „speedy cUP!s“ des MTV Boffzen an den Start. Sie hatten sich in im Laufe des Jahres bei unterschiedlichen Wettkämpfen profiliert und durchweg gute Leistungen auf nationalem Niveau bewiesen. Wie schon seit mehreren Jahren nahmen auch zahlreiche deutsche Special Stacker (Menschen mit Einschränkungen) am Turnier voll integrativ teil.
Am ersten Tag wurden zahlreiche Wettkämpfe in den Team-Staffeln ausgetragen. Hier gibt es drei unterschiedliche Arten von Staffeln, die entweder gegen die Uhr oder im Turniermodus direkt gegen eine andere Mannschaft ausgetragen werden. Auf Grund der hohen Anzahl an gleichzeitig stackenden Teilnehmern ist hier am meisten Bewegung in der Halle und es wird hoch fokussiert gerannt, gestapelt, verglichen, gefreut und in rasanter Geschwindigkeit (fast) jeder Fehler korrigiert, bevor es Strafpunkte gibt. Nach mehreren Durchläufen konnten sich alle drei deutschen Teams (4er-Mannschaften), in denen die drei Boffzener Stacker altersabhängig vertreten waren, durchsetzen und erreichten bei den Masters 4 (Jörg Schilcher) lediglich einen versöhnlichen dritten Platz, in der U14 (Joshua Brandt) drei Zweitplatzierungen und in der U16 (Kaja Schilcher) drei Europa-Meistertitel mit respektvollen Zeiten in der Teamwertung.
An den nächsten beiden Turnier-Tagen wurden die Wettkämpfe in den Doppeldisziplinen und den Einzeldisziplinen ausgetragen. Bei den Doppeln konnte jeder Starter in zwei Kategorien antreten. Zum Einem mit einem Partner in derselben Altersklasse (sehr gerne auch international gemischt) und zum Anderen mit einem eigen Eltern- oder Großelternteil. In der Wertung der Eltern-Kind-Doppel konnten sich die Doppel Joshua/Mama Yvonne sowie Kaja/Vater Jörg zwar knapp an die Qualifikationsmarke für das Finale heranarbeiten, erreichten dann allerdings angesichts der ausdrücklich guten Leistungen der internationalen Mitstreiter keine Platzierung innerhalb der letzten 10 Finalteilnehmer. Hier mussten sich die beiden Boffzener Jugendlichen mit ihren Eltern, den extrem gut aufgestellten Mitstreitern aus Deutschland, Dänemark sowie der Schweiz leider geschlagen gegeben. Bei den Altersklassen-Doppel erreichte nur Joshua mit Partnerin Mirijam einen erfreulichen dritten Platz und Kaja verpasste nur ganz knapp mit Partnerin Melanie das Treppchen und landete auf dem unglücklichen vierten Platz.
In den von allen Zuschauern und Sportlern mit Spannung erwarteten Einzeldisziplinen lief es dann richtig gut und die geübte Fokussierung sowie das langjährige Training zahlten sich aus. Jörg Schilcher erreichte einen sechsten Platz und Joshua Brandt erkämpfte sich im 333 Silber (mit neuem Deutschen Rekord) und musste sich lediglich mit drei Hundertstel Rückstand dem Briten Robert Liston geschlagen geben. Im 363 stand Joshua als Europa-Meister auf dem Treppchen und freute sich über einen erneuten Deutschen Rekord und die errungene Goldmedaille, welche Zuhause einen Ehrenplatz erhalten wird.
Auch Kaja Schilcher präsentierte sich von ihrer besten Seite, blieb hoch konzentriert und konnte trotz der sehr starken Konkurrenz aus u. a. Dänemark, Großbritannien und Polen alle drei ersten Plätze für sich verbuchen. Zudem verbesserte sie während des Wettkampfes unter Druck auf der Bühne ihre eigene Bestmarke und holte im 363 einen neuen Deutschen- sowie Europarekord, mit dem sie als drittbeste Europäerin (über alle Altersklassen des Turniers hinweg) das Turnier beschloss.
Am Ende des Turniers waren sich alle einig: Das war organisatorisch sowie sportlich eine sehr gelungene Europa-Meisterschaft unter Federführung des britischen Teams. Im kommenden Jahr darf der deutsche Bundestrainer Timo Böhm mit Unterstützung von Jörg Schilcher den europäischen Gästen eine weitere EM (in Achim bei Bremen) bieten und das international familiäre Flair weiter aufleben lassen.
Bis dahin fließt noch viel Wasser durch die Weser und es stehen zunächst regionale Turniere an und selbstverständlich wird es auch Anfang kommenden Jahres hier in der Region wieder den „Boffzer WesercUP!“ geben.
Die Faszination für diese trendige Sportart Sport liegt offenbar in der Kombination von enormer Schnelligkeit und absoluter Präzision, in der Vielfältigkeit der möglichen Disziplinen (drei Einzeldisziplinen, Altersklassen-Doppel, Eltern-Kind-Doppel und drei unterschiedlicher TeamStaffeln), der absoluten Unabhängig von körperlichen und/oder geistigen Einschränkungen und in dem kooperativen sowie freundschaftlichen Miteinander aller Sportler mit ihren so verschieden bunten Bechern über alle Alterklassen, Ländergrenzen und alle Trainings- und Turniertage hinweg. Viele Sportler und Angehörige haben die positiven Effekte für u. a. die Hand-Auge-Koordination, das Durchhaltevermögen, die Erhöhung der Frustrationstoleranz oder auch den Abbau von Prüfungsangst erkannt.
Natürlich geht es nur mit Training und dem richtigen Material. Die „speedy cUP!s“ des MTV Boffzen trainieren regelmäßig mittwochs in der Jahnstraße in Boffzen und laden herzlich über Dipl.-Päd. Jörg Schilcher unter