Münster (red). Die Mitgliederversammlung hat den Apotheker aus Beverungen im Amt bestätigt. Karima Ballout (Bottrop) und Katja Kesselmeier (Paderborn) sind neu in den Vorstand des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL) gewählt. Die Apotheker bereiten sich auf einen weiteren Protesttag vor.
Thomas Rochell ist für weitere vier Jahre im Amt des Vorstandsvorsitzenden des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe e.V. (AVWL) bestätigt worden. Die Mitgliederversammlung hat ihn am gestrigen Abend mit großer Mehrheit gewählt. „Das ist in einer für die Apotheken so schwierigen Zeit eine große Verantwortung“, so Thomas Rochell. „Ich danke den Mitgliedern für ihr Vertrauen, das sie in mich setzen.“
Rochell hatte den Posten vor gut zwei Jahren übernommen, nachdem sein Vorgänger Dr. Klaus Michels sich zur Halbzeit der Wahlperiode zurückgezogen hatte. Seitdem haben sich die politischen Rahmenbedingungen für die Apotheken vor Ort zunehmend verschlechtert. „Die vergangenen beiden Jahre waren eine große Herausforderung und die nächsten werden es ebenso“, so Rochell. Aber die Arbeit mache auch Spaß und sei erfüllend, selbst wenn die Berufspolitik ein mühsames Geschäft sei und die Erfolge nur in kleinen Schritten erreicht würden. „Massive Lieferengpässe, eine nicht mehr auskömmliche Vergütung der Apothekenleistungen sowie die Pläne des Bundesgesundheitsministers für eine destruktive Apothekenreform gefährden das flächendeckende Apothekennetz und die Versorgung der Patienten“, kritisiert Rochell. „Das kann ich nicht hinnehmen, sondern möchte mich dafür einsetzen, die wohnortnahe Gesundheitsversorgung der Patientinnen und Patienten zu sichern.“
Wortbruch des Ministers
Dem Bundesgesundheitsminister warf er vor, sein Wort nicht zu halten, das er im vergangenen Jahr beim Deutschen Apothekertag gegeben hatte: Die Regierung werde nichts unternehmen, „von dem wir ausgehen, dass es die Apothekenversorgung gefährdet“, zitierte Rochell den Minister. Genau dies tue er aber nun mit seinen Plänen für eine „Apotheke light“ ohne Nacht- und Notdienste, ohne Apotheker und ohne Eigenherstellung. Die Folgen seien eine weitere Ausdünnung des Apothekennetzes und ein Ende der gleichwertigen Lebensverhältnisse.
Aber auch die Weigerung der Politik, die seit nunmehr zehn Jahren eingefrorene Apothekenvergütung endlich zu erhöhen, gefährde das Apothekennetz massiv. Mittlerweile müssten die Apotheken 27 Cent pro Arzneimittelpackung für einen gesetzlich versicherten Patienten draufzahlen, so Rochell. Zehn Prozent der Apotheken seien defizitär, ein Drittel gefährdet. „Weil der Minister das aber noch immer nicht verstanden hat, werden wir am 15.11.2023 erneut auf die Straße gehen“, so Thomas Rochell.
Seit Monaten bereits protestieren die Apotheken bundesweit gegen die Politik des Bundesgesundheitsministers. Rochell forderte die Mitglieder des Verbandes auf, sich mit ihren Teams auch am kommenden Mittwoch am Protesttag zu beteiligen, die Apotheken zu schließen und in dieser Zeit gemeinsam mit den Hausärzten in Dortmund zu demonstrieren. „Dieser Protesttag wird im Übrigen nicht der letzte bleiben, wenn die Ampelkoalition nicht endlich ihren Kurs in der Gesundheitspolitik ändert“, so Rochell.
Apothekerinnen aus Bottrop und Paderborn neu im Vorstand
Neben dem Vorsitzenden wurden auch weitere Mitglieder des Vorstandes im Amt bestätigt: Manuela Schier (Minden), Dr. Olaf Elsner (Gütersloh), Jan Harbecke (Münster) und Jens Kosmiky (Enger).
Nachdem Elke Balkau und Johannes Hermes aus Altersgründen nicht mehr für einen Posten zur Verfügung stehen, wurden Karima Ballout (Bottrop) und Katja Kesselmeier (Paderborn) neu in den Vorstand gewählt. Vor annähernd zwei Jahren erst hat sich die 40-jährige Ballout selbstständig gemacht. Obgleich sie also die Gründungsphase kaum hinter sich hat, will sie sich dennoch zusätzlich ehrenamtlich engagieren: „Nur wenn man sich engagiert, kann man auch etwas bewegen und verändern. Ich freue mich darauf, Impulse zu geben“, sagt sie. Katja Kesselmeier, vor gut zwei Jahren in den elterlichen Betrieb eingestiegen, will sich nun im Ehrenamt dafür einsetzen, „dass es diesen wunderbaren Beruf auch in Zukunft noch gibt und die Patienten flächendeckend durch Apotheken vor Ort versorgt werden“, so die 31-Jährige über ihre Motivation.
Foto: AVWL