Düsseldorf/Kreis Höxter/Kreis Paderborn (red). Mit einem Aktionstag vor dem Landtag NRW in Düsseldorf, der symbolträchtig um 11:55 Uhr begonnen hatte (denn es ist 5 vor 12), hat die Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege NRW auf den bevorstehenden Kollaps des Betreuungssystems hingewiesen. Es drohen reduzierte Öffnungszeiten, Schließung von Angeboten und Insolvenzen.

22.000 Menschen haben an der Kundgebung teilgenommen, darunter auch rund 80 Mitarbeitende aus den Kitas im Verbund der Tageseinrichtungen für Kinder im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn und den Kitas in Trägerschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Paderborn. Mit Bannern, großem Einsatz und lautstark haben sie auf die dramatischen Strukturen in den Kitas und die Unterfinanzierung im Kita-System aufmerksam gemacht.

Die Evangelische Kirche von Westfalen, die Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe und der Evangelische Kirchenkreis Paderborn mit 16 Kitas verlangen jetzt Hilfen vom Land NRW und den Kommunen für die insgesamt 1750 evangelischen Kitas im Land. „Wir brauchen für unsere Kitas eine langfristige, auskömmliche Kita-Finanzierung und für unsere Familien verlässliche Kitas mit qualitativer Bildung und Betreuung“ fordern Superintendent Volker Neuhoff und Ulrike Freitag-Friedrich, Geschäftsführerin des Kita-Verbunds.

„Im Kita-Bereich kommen gleich mehrere Faktoren ungünstig zusammen, die zu einer dramatischen Situation geführt haben. Im Kinderbildungsgesetz NRW (KiBiz) gibt es eine deutliche Unterfinanzierung. Dieses ist der Politik schon lange bekannt“, so Superintendent Neuhoff.

„Für uns als Träger von Kitas bedeutet es, dass wir zu dem gesetzlich festgelegten Trägeranteil immer mehr Geld aus Eigenmitteln zugeben müssen. Das geht so nicht mehr. Wir als Träger von Kitas können diese großen Finanzierungslücken nicht länger tragen“, erklärt Ulrike Freitag-Friedrich.

Die angekündigten Überbrückungshilfen der Landesregierung von 100 Millionen Euro würden deutlich zu kurz greifen, ebenfalls komme die Steigerung der Kind-Pauschalen ab August 2024 viel zu spät, kritisieren Neuhoff und Freitag-Friedrich.

Die freie Wohlfahrtspflege hat aufgrund des Tarifabschlusses in den Kitas eine Finanzierungslücke von 500 Millionen Euro berechnet. „Wenn jetzt keine ausreichende Finanzierung erfolgt, stehen wir als Träger im schlimmsten Fall vor der Abgabe der Trägerschaft unserer Kitas“, macht Superintendent Neuhoff auf die drohenden Folgen aufmerksam. „Schon jetzt müssen wir Personal auf die vom KiBiz vorgegebene Mindestbesetzung reduzieren und aus diesem Grund und auch wegen des Fachkräftemangels in den Kitas die Öffnungszeiten einschränken“, sagt Freitag-Friedrich.

Die Organisatoren der Fahrt zur Kundgebung nach Düsseldorf danken allen Eltern, die diese schwierige Situation in den Kitas mittragen und es ermöglicht haben, dass die 80 Mitarbeitenden aus den Kitas im Evangelischen Kirchenkreis Paderborn an der Kundgebung teilnehmen konnten, indem sie die Kinderbetreuung anderweitig organisiert hatten.

Foto: Kita-Verbund