Lüchtringen (TKu). Wer hätte das gedacht, die Lüchtringer Weserbrücke wird am 15. Dezember 2017 genau 40 Jahre alt. Wer es nicht mehr miterlebt hat, wie kleine und große Fahrzeuge noch mit Hilfe einer Fähre auf die andere Weserseite nach Lüchtringen transportiert worden sind, der kann es heute wohl kaum glauben. Mit dem eigenen Fahrzeug von der Höxteraner Weserseite nach Lüchtringen fahren, das war nur über niedersächsisches Gebiet, über die Orte Boffzen und Holzminden, möglich. Das Tiefbauamt des Kreises Höxter wurde 1969 unter der Leitung von Oberbaurat Hans Mussenbrock mit den Untersuchungen und Planungen beauftragt und schlug als Lösung vor, eine neue Weserbrücke als Ersatz für die nicht mehr zeitgemäße Lüchtringer Weserfähre zu bauen.

Ziel war es hierbei, nicht nur die Ortschaft Lüchtringen an das Fernstraßennetz anzubinden, sondern gleichzeitig auch eine direkte und kürzere Verbindung zwischen den benachbarten Kreisstädten Höxter und Holzminden zu schaffen. Eine hochwasserfreie Verbindung durch das breite Wesertal kam jedoch aus Kostengründen nicht in Betracht, sodass neben der Weserbrücke und einer Brücke im Bereich einer Flutmulde auch eine Teilstrecke der Straße als Überflutungsstrecke bei hohem Hochwasser für wenige Tage im Jahr eingeplant werden musste. Steigt der Weserpegel über 5,50 Meter, so muss die Weserbrücke für den Verkehr gesperrt werden, die Fahrbahn wird dann in der Flutmulde überschwemmt.

Diese Einschränkung galt allen Beteiligten als hinnehmbar, zumal eine der unmittelbar benachbarten Straßenbrücken als hochwasserfrei galt. Der erste Spatenstich erfolgte im November 1973 durch den damaligen Landrat Alex Brunnberg und den Oberkreisdirektor Paul Sellmann. Mit der Weserbrücke wurde auch der Neubau der Kreissstraße 46 vorangetrieben. Das mehr als 5 Millionen Euro (damals 11 Millionen Mark) teure Projekt wurde mit bis zu 60 Prozent vom Bund, 25 Prozent vom Land NRW und nur zu 15 Prozent vom Kreis Höxter getragen. Für den Verkehr wurde die neue Weserbrücke am 15. Dezember 1977, also vor genau 40 Jahren, freigegeben.

Die damalige Fähre setzte vom „alten Fährhaus“, das sich in Lüchtringen noch immer in der Verlängerung der Langen Straße befindet, über auf die andere Weserseite. Eingesessene Lüchtringer können sich noch gut an diese Zeiten erinnern. Erinnern können sie sich auf an den schlimmsten Unfall kurz vor Einstellung des Fährbetriebes. Dabei war die Fährkette gerissen und ein Traktor samt Anhänger in die Weser gerutscht. Dieser Unfall ereignete sich im März 1977, also kurz vor der Fertigstellung der neuen Weserbrücke. Die damalige Zeitung schrieb in einem Artikel: „Die Lüchtringer Fähre, die noch in diesem Jahr ihren Betrieb einstellen wird, erlebte noch einmal aufregende Minuten, als am vergangenen Sonnabend beim Befahren eines Traktors die Fährkette riss und sich das Gespann selbstständig machte. Es war gegen 08:55 Uhr, als sich Trecker und der mit Altpapier beladene Anhänger selbständig machten und in die Weser fielen. Feuerwehr und Taucher mussten das Gespann anschließend bergen. Der Fährbetrieb ist nach dem Bau der Brücke umgehend eingestellt worden. Ihr letzter Fährmann war der Lüchtringer Fritz Krekeler. Heute sind die Menschen auf beiden Seiten der Weser sehr froh darüber, dass die Brücke existiert. Die heutige Spannbetonbrücke ist 180 m lang und 14 m breit. Die Spannweite beträgt 87 m. Daneben gibt es in der Verlängerung als weiteren Brückenteil die Weser-Flutmulde (Flutbrücke) mit einer Länge von 90 m sowie eine kleine Brücke über die Lange Straße in Lüchtringen von 9 m nahe einem 1991 errichteten Pumpwerk.

Fotos/Repros: Thomas Kube