Höxter (red). Ein ganz besonderes Schulformat gab es bei der VHS in Höxter zu erleben. Im Rahmen der Landesgartenschau war der Landtag in Höxter zu Gast. Neben verschiedenen Aktivitäten auf dem LGS-Gelände und im Rathaus stand an diesem Tag für die Landtagsverwaltung samt Präsidium nachmittags ein Besuch im Haus der VHS auf der Agenda. Auf dem Lehrplan stand die „Demokratieschule für Geflüchtete“. Aber was sollte sich dahinter verbergen? Es sollte sich als ein tolles Erlebnis für alle Beteiligten herausstellen.
Zunächst wurden vom Besucherdienst des Landtages Informationen zur Geschichte des Landes und zur Struktur des Landtages vermittelt. Dann sollte es aber richtig lebendig und praxisnah werden. Es wurden, wie im richtigen Parlament, Fraktionsblöcke eingeteilt und Sprecher ausgewählt. Natürlich gab es bei diesem Rollenspiel auch einen Vorsitz samt Ministerpräsidenten, der von den Teilnehmern bereitwillig gestellt wurde. Alle Besucher, überwiegend aus den Sprach- und Integrationskursen, machten begeistert mit.
Anhand vorgefertigter Texte wurde eine Landtagssitzung simuliert, in dem sogar ein Gesetzentwurf eingebracht, beraten und samt Votum verabschiedet wurde. Das war ein Beispiel für anschaulichen Parlamentarismus, eine gelungene Aktion der Bürgerbeteiligung.
Nach diesem ersten Praxistest kam die Vizepräsidentin des Landtages NRW, Frau Berivan Aymaz dazu. Als erstes Präsidiumsmitglied des NRW-Landtages mit Migrationswurzeln schaffte sie es schnell, Nähe zum Publikum in der gut gefüllten VHS-Aula aufzubauen. Sie kam mit den Anwesenden ins Gespräch, berichtete von ihrer Geschichte und ermutigte die Anwesenden, selbst zu erzählen und Fragen zu stellen. So entwickelte sich eine kurzweilige Gesprächsrunde, bei denen es um die Aufenthaltsperspektive ging, um Fragen von Arbeit und Studium, aber auch um die Alltagsnöte rund um Wohnung und Versorgung. Die fehlende Mobilität ist gerade auf dem Dorf eine Herausforderung; so erzählte ein Teilnehmer, dass er morgens um 6 Uhr mit dem Bus losfahren muss, um pünktlich um 8.30 Uhr beim Sprachkurs zu sein. Und am Wochenende fährt gar kein Bus, um mal aus dem ländlichen Dorf wegzukommen. Dazu passte auch der Bericht einer anderen Teilnehmerin, die von ihren Erfahrungen am Wochenende erzählte, einen Apotheken-Notdienst zu finden. Zunächst musste sie mit dem Fahrrad erst in eine andere Stadt redeln, um dann dort letztlich doch keine Medikamente zu kriegen.
Vizepräsidentin Berivan Aymaz zeigte großes Interesse an den Schilderungen und versprach, auch einige Fragestellungen mit nach Düsseldorf zu nehmen. Zum Abschluss waren alle Beteiligten begeistert von diesem guten Beispiel lebendiger Demokratieschule. Das Format praktiziert der Landtag neuerdings häufiger, um auch zu den Menschen im Land zu gehen und sich vor Ort auszutauschen. Da kann man Ende nur festhalten, weiter so und gern auch mehr davon.
Foto: VHS Höxter